Immer wieder trifft man gerade in angesagten und exklusiven Bars auf Cocktails mit den merkwürdigsten Zutaten, aber was passt alles zu Gin? Man findet Cocktails mit Bacon, oder es wird Popcorn mit in den Shaker gegeben. Auch findet man Zutaten wie Balsamico, Wasabi, Lakritze, Trüffel, Kräuter und Gewürze in den Gläsern. Also eigentlich Zutaten die man nicht in einen Cocktail vermuten würde.
Doch beim Probieren ergibt sich aus einen solch merkwürdigen Zusammenspiel ein fast schon perfektes und aufregendes Geschmacksbild. Ist das Zufall, oder was steckt dahinter?
Die gleiche Frage stellten sich die Sterneköche Heston Blumenthal und François Benzi, als sie in der Küche ebenfalls solche Experimente machten mit überraschenden Ergebnissen. Ein Beispiel ist ein Gericht mit Gänseleber und Jasminblüten, also nun wirklich keine Kombination von der man ein schmackhaftes Gericht erwarten würde?! Sie schickten Proben ihrer Gerichte in ein Labor und das Ergebnis war überraschend. Viele Zutaten hatten fast ein identisches Aromaspektrum.
Der Belgier Bernard Lahousse und seine Kollegen griffen 2007 diese Arbeit auf und stellten die These auf, dass Zutaten gut zusammenpassen wenn diese sich bestimmte Schlüsselaromen teilen. Sie analysierten hunderte von Zutaten die in der Küche, aber auch in Cocktails Verwendung finden und erstellten daraus eine Datenbank mit der man Zutaten kombinieren konnte. Sie bezeichneten ihre Methode als Foodpairing.
Damit jeder ganz einfach und intuitiv diese Datenbank nutzen konnte wurde eine einfache Online-Benutzerplattform entwickelt, mit der man sogenannte Foodpairing Trees erstellen konnte. Der Benutzer konnte somit sich eine Zutat aussuchen und sehen was alles dazu passt und sein Ergebnis grafisch wie eine Baumstruktur darstellen lassen.
Auf dieser Basis entstanden in vielen Restaurants zahlreiche aufregende Gerichte und auch die Barkultur hat davon profitieren können. Heute ist die Datenbank so groß, dass man im Grunde alle erdenklichen Zutaten finden kann und so Inspiration für neue interessante Drinks bekommt.
Foodpairing mit Gin
Sicher stellt ihr euch jetzt die Frage was passt denn alles zu Gin und welche leckeren Drinks lassen sich daraus zaubern? Eins vorweg, Foodpairing ist ein sehr gutes Werkzeug für neue Cocktailideen, es nimmt einen jedoch nicht die Arbeit ab in welcher Form und Mengen man diese Zutaten verarbeiten kann, also muss man natürlich auch immer noch viel probieren und experimentieren.
Kommen wir nun zum Gin und den Zutaten die gut zum Gin passen. Dazu habe ich mal ein paar eigene Foodpairing Trees erstellt um euch exemplarisch die Methode des Foodparings zu erläutern. Die Foodpairing Trees sind hier nur symbolisch dargestellt und ähneln den Ergebnissen auf der Benutzerplattform von Foodpairing. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Ganz zum Schluss stelle ich euch noch ein Rezept vor welches ich mit diesen kleinen Hilfsmittelchen kreiert habe.
Gin-Holunderblüte-Estragon-Aprikose
Im Zentrum des Bildes finden wir Gin, dies ist immer die erste Zutat die ausgewählt wurde. Auf der alten Oberfläche wurden die Zutaten wie in einer Baumstruktur dargestellt und je weiter weg die Äste (Zutaten) vom Zentrum waren, desto weniger gut passten diese zusammen.
Heute wird dies durch einen grünen Punkt dargestellt, der umso dicker ist je mehr Schlüsselaromen sich die ausgewählten Zutaten teilen.Wie auf dem Bild zu sehen passt offensichtlich die Kombination aus Holunderblüte, Aprikose, Estragon mit Gin gut zusammen.
Gin-weißer Trüffel-Avocado-Zitrone
Eine weitere passende Kombination ist das Zusammenspiel zwischen Gin, weißen Trüffel, Avocado und Zitrone.
Gin-Ingwer-Birne-Minze-Zitrone
Eine fruchtige und frische Kombination wäre wohl diese.
Gin-Basilikum-grüner Kardamom-Pink Grapefruit
Das man mit Gin und Basilikum sehr gut arbeiten kann, kennen wir bereits vom Gin Basil Smash, jedoch würde auch grüner Kardamom und Pink Grapefruit dazu passen.
Rezeptvorschlag: Cocktailkreation auf der Basis von Foodpairing
Natürlich stelle ich euch wie versprochen noch ein Cocktailrezept vor und wir probieren die Methode einfach mal in der Praxis aus. Ich habe mich für die Kombination aus Gin, Holunderblüte, Estragon und Aprikose entschieden.
Bei der Aprikose dachte ich als erstes an Aprikosenmarmelade, denn diese kann man problemlos kaufen. Damit der Drink nicht ganz zu süß wird habe ich mich für Holunderblütenlikör entschieden, da eine Marmelade ja schon genug Zucker enthält. Estragon bekommt man leider selten in frischer Form, jedoch habe ich eine Limonade gefunden auf Basis von Estragon und Ingwer.
Nach einer kleinen Feinabstimmung, erhielt ich einen fruchtig-würzigen Cocktail.
Zutaten:
- 4 cl Gin
- 2 cl Holunderblütenlikör
- 1 BL Aprikosenmarmelade
- 2 cl Zitronensaft
- Wostok Estragon-Ingwer (zum toppen)
Zubereitung:
- Alle Zutaten bis auf die Limonade in den Shaker geben und auf Eis kräftig schütteln.
- Doppelt in einen Tumbler auf Eiswürfel abseihen.
- Mit etwa 4-6 cl Wostok Estragon-Ingwer-Limonade toppen (vorsichtig, da sehr dominant im Geschmack)
- Kurz umrühren und mit einer Zitronenzeste dekorieren.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen für Foodparing begeistern und euch dazu einladen selbst kreativ zu werden. Übrigens ist die Benutzerplattform von Foodpairing in einer kleinen Version kostenlos. Viel Spaß beim Ausprobieren und natürlich mit den Drink, der übrigens noch keinen Namen hat ;)