Ich habe seit kurzem meine Liebe zu Aromen und Geschmäckern in flüssiger Form, also in Form von Bitters, entdeckt. Ich kaufte mir das bekannte Angostura Bitter, Sellerie-, Zitronen- und Limetten Bitter und erweitere so meine geliebten Gin Tonics und Gin-Cocktails.
Ein Southside Cocktail, bestehend aus Gin, Limettensaft, Zuckersirup, Minzblättern und Sodawasser ist schon ein leckeres Getränk. Man schüttelt alle Inhaltstoffe kräftig und gießt dann diese mit Sodawasser auf. Erfrischend und köstlich! …doch wenn man ein paar Tropfen Angostura Bitter auf den Schaum gibt, hat man ein herrlich würziges Aroma in der Nase, bevor man das undglaublich frische Getränk im Mund spürt. Einfach GEIL!!!
Ich fing an die Aromen überall rein zu träufeln und erkannte so, dass es echt Spaß macht mit den Geschmäckern herum zu spielen und aus leckeren Cocktails und Gin Tonics, einfach hammergeile Getränke zu machen.
Man kann viel Geld ausgeben für Bitters, doch diese sind eigentlich nie sortenreine Geschmäcker. Ich kann ein Zitronenbitter kaufen, doch ist der durchaus präsente Zitronengeschmack „verfälscht“ durch andere Zitrusaromen und Gewürze.
DIE IDEE: Das Gin Aroma Kit
Also musste ich mir selber etwas ausdenken. Grundsätzlich geht es darum, ein Aroma oder Geschmack aus einem Grundstoff zu extrahieren. Alkohol ist da eine hervorragende Basis, um diese Reaktion in Gang zu setzen.
Ich überlegte mir, welche Geschmäcker ich in und um Gin wieder finde und welche dieser Aromen für mich Priorität haben. Folgende Aromen kommen, neben vielen anderen, für mich in Frage. Meine Auswahl für das Projekt habe ich mit einem Sternchen markiert.
- Zitrone*
- Limette*
- Orange*
- Pampelmuse*
- Blutorange
- Wacholder*
- Koriander
- Basilikum
- Gurke
- Zimt
- Rosmarin*
- Thymian
- Schwarzer Pfeffer*
- Rosa Pfeffer
- Piment*
- Ingwer*
- Kardamon
- Chinarinde*
- Fenchelsamen
- Lavendel
Der zweite Schritt war es noch ein „Lösemittel“. In Frage kommen da hochprozentige Getränke, wie Korn und Wodka. Beides sind Spirituosen, die keinen starken Eigengeschmack aufweisen und somit nicht die Aromen verfälschen. Ich habe mich für Wodka entschieden und kaufe die Marke Three Sixty Vodka beim Supermarkt um die Ecke, ebenso alle meine ausgesuchten Zutaten. Die Chinarinde kaufe ich bei der Apotheke.
Der letzte Schritt: Die „feuchten“ Zutaten trocknen. Pampelmuse, Zitrone, Limette und Orange schälen, den Ingwer in dünne Scheiben schneiden und im Ofen auf 80 Grad trocknen. Die Zutaten auf einem Ofenrost platziert und für ca. 90 Minuten trocknen. Ein kleiner Trick: Man muss nur einen Holzlöffel in die Ofentür klemmen, um die Feuchtigkeit raus zu lassen.
DIE UMSETZUNG
Checkliste zum Abfüllen von 10 Zutaten:
- 100ml Gefäße mit dichtem Deckel
- Etiketten
- Stift
- Digitalwaage (am besten mit 0,1g anzeige)
- feines Sieb
- kleiner Trichter
- 1 Liter Vodka (gerne auch ein wenig mehr)
- 10 Zutaten (getrocknet)
- Zestenschneider oder Sparschäler
- ggf. kleines Küchenmesser
Ich habe nun die Gläser zuerst beschriftet und dann mit den Zutaten befüllt. Dabei kamen diese Mengen raus, welche ich auch auf die Etiketten auf den Gläsern geschrieben habe:
- Orangeschale 2g
- Zitronenschale 2g
- Limettenschale 2g
- Pampelmusen schale 2g
- Wacholderbeeren 1g/ 8Stk.
- Ingwerscheiben 1g
- Rosmarin (ganz) 1g
- Schwarzer Pfeffer 1g
- Chinarinde 2g
- Pimentkörner 1g / 5Stk.
Die Zutaten habe ich mit jeweils 100ml Wodka übergossen und den Deckel fest verschlossen. Die Gläser müssen an einem kühlen und dunklen Ort gelagert werden und nun heißt es warten.
DIE ERGEBNISSE
Nach der ersten Woche habe ich meinen Ansatz zum ersten Mal verkostet. Dabei ist es besonders wichtig, nicht mit demselben Löffel oder ähnlichem in die Gläser zu gehen, damit keine Bakterien in die Gläser gelangen und sich eventuell Schimmel bildet.
Meine Erkenntnis: Es war schon eine Menge passiert! Die Aromen waren klar auseinander zu halten. Vor allem die Pampelmuse und schwarzen Pfefferkörner haben mir sehr gut gefallen. Ich entschied jedoch, noch etwa 3-5 Tage zu warten.
Nach 4 Tagen machte ich erneut eine Kostprobe und entschied sechs der Zutaten zu filtern und abzufüllen:
Zitrone, Pampelmuse, Limette, Orange, Ingwer und Chinarinde hatten meines Erachtens genug Geschmack abgegeben und konnten nun vom Alkohol getrennt werden. Die Zitrusfrüchte sind ganz wunderbar auseinander zu halten und verbreiten tolle Düfte. Mir war selten so bewusst, dass Zitrone und Limette ein so klares unterschiedliches Aroma aufweisen. Der Ingwer hatte ein tolles Aroma und es kam beim probieren die leichte Ingwerschärfe durch. Die Chinarinde war extrem bitter.
Nach acht weiteren Tagen habe ich die restlichen Zutaten vom Alkohol getrennt. Auch hier haben sich die Aromen sehr gut entwickelt. Wacholder ist klar zu erkennen und macht Lust auf klassische Gins. Rosmarin ist sehr parfümig und man merkt die ätherischen Öle in der Nase. Der schwarze Pfeffer ist genial! Ich weiß noch nicht wo dieser Verwendung findet, aber das wird nicht nur im Getränkebereich sondern auch in der Küche ausprobiert!
MEIN FAZIT
Ich bin überrascht, wie gut es funktioniert, Aromen in relativ reiner Form aus den Grundzutaten zu extrahieren. Es klappte eindeutig am besten bei Zitrusfrüchten. Die ätherischen Öle in den Schalen werden hervorragend durch den Wodka gebunden und entfalten gute Ergebnisse. Auch den schwarzen Pfeffer kann ich empfehlen.
Ich werde an zwei Verwendungen für meine reinen Extrakte arbeiten. Als erstes habe ich Aromen, mit denen ich bei Gin Tonics enthaltene Komponenten unterstützen und eventuell fehlende beifügen kann. Auch bei so manchem Cocktail kann ich mir gut vorstellen, die Aromen auf den Drink zu geben und den Duft somit zu unterstützen. Ich bin schon sehr gespannt auf meine zukünftigen Getränke!
Ich werde weiterhin Aromen extrahieren denn es macht große Freude und ermöglicht neue Geschmacksdimensionen. Viel Erfolg beim selber machen!!!