Gin erhält seinen Geschmack durch die Aromatisierung von Neutralalkohol mit verschiedenen Botanicals. Zuallererst natürlich durch die Aromatisierung mit Wacholderbeeren. Darüber hinaus kommen weitere pflanzliche Stoffe wie Gewürze, Kräuter, Früchte oder Wurzeln zum Einsatz. Ein bestimmtes Botanical kann auf unterschiedliche Art und Weise zur Aromatisierung genutzt werden. Bspw. kann bei Früchten deren Schale oder aber deren Saft zur Aromatisierung verwendet werden.
Gleichzeitig wird das Aroma der Botanicals dem Neutralalkohol durch vielfältige Methoden übertragen, bspw. über das Einlegen der Botanicals in Alkohol (Mazeration), über das Durchfließen von Alkohol durch die Botanicals (Perkolation) oder über das Durchströmen von Alkoholdampf durch die Botanicals (Dampfauszug).
So ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten hinsichtlich der Stoffbestandteile und der Extraktionstechniken einen bestimmten Geschmack in den Gin zu bekommen. Genau zu diesem Thema stießen wir auf einen Baum, der bei einigen Gins in den Aufzählungen der Botanicals zu finden ist: Die Zirbelkiefer.
Zirbelkiefer als Botanical
Die Zirbelkiefer ist ein immergrüner Baum, der zu den Kieferngewächsen gehört. Hoch oben im Gebirge, wenn aufgrund des Klimas schon kaum ein anderer Baum mehr wachsen kann, trotzt die Zirbelkiefer den dortigen extremen Witterungen und schwierigen Wachstumsbedingungen. Man findet ihn in Höhenlagen ab ca. 1.500 Meter im Alpenraum, in der Hohen Tatra und in den Karpaten. Bis zu 1.000 Jahre alt und 25 Meter hoch werden diese Bäume. Die vielen Äste reichen meist bis tief zum Boden. Lange biegsame Nadeln wachsen in Büscheln zu je fünf Nadeln vorwiegend an der Zweigspitze von Kurztrieben. An den Langtrieben finden sich 5 bis 10 Zentimeter große Zapfen mit essbaren Samen. Das rotbraune Holz der Zirbelkiefer duftet intensiv aromatisch.
Die Tasting-Box
Drei Gins haben wir in unserer Gin-Box „Vom Baum zum Gin: Die Zirbelkiefer“ zusammengestellt, die am Beispiel der Zirbelkiefer aufzeigen, welche Bestandteile des Baumes auf welche Art und Weise für die Aromatisierung des Gins genutzt werden.
Die Gins in der Tastingbox
Gin erhält seinen Geschmack durch die Aromatisierung mit Botanicals mit verschiedenen Extraktionstechniken. Unsere drei Gins zeigen am Beispiel der Zirbelkiefer, welche Bestandteile des Baumes wie genutzt werden. Je nach Bestandteil der Zirbelkiefer bekommt der Gin auch eine andere geschmackliche Note. Viel Spaß bei der Verkostung. Cheers!
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#1 Poli Marconi 46 Gin
#1: Die Äste mit Nadeln – der Poli Marconi 46 Gin
Der Poli Marconi 46 Gin stammt aus dem Herzen Venetiens, wo er von dem renommierten Grappa-Hersteller Destillerie Poli hergestellt wird. Er hat einen Alkoholgehalt von 46 % vol.
Der Gin wird in einer Wasserbad-Alambic unter Vakuum destilliert, wobei die Siedetemperaturen der zu trennenden Flüssigkeiten verringert werden. Damit ist ein besonders schonendes Trennverfahren garantiert, was den empfindlichen pflanzlichen Essenzen zu Gute kommt.
Neben Wacholder, Muskateller, Kardamom, Minze und Koriander werden ganze Äste von der heimischen Berg- und Zirbelkiefer im Alkohol mazeriert, bevor der Gin destilliert wird. Insbesondere die Nadeln transportieren den Geschmack der (Zirbel-)Kiefer in den Gin.
Ein frischer, milder Wacholderduft strömt einem beim Einschenken des Gins in die Nase. Am Gaumen ist der Gin sehr kräftig und intensiv, geschmacklich holzig-harzig mit einer leichten Minzfrische im Abgang und einer cremigen Textur. Mit seiner Ausdrucksstärke ist er perfekt für die Mischung in Gin und Tonics (gerne mit leicht süßlichem oder mildem Tonic Water) oder Cocktails, wobei dann die Kiefernote so richtig zum Vorschein kommt.
Verkauft wird der Poli Marconi 46 Gin in einer wunderschönen 700 ml Flasche zu einem Preis von ca. 35 Euro.
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#2 Z44 Distilled Dry Gin
#2: Die Zapfen – der Z44 Distilled Dry Gin
DerZ44 Distilled Dry Gin kommt aus Tramin in Südtirol und wird von der bekannten Destillerie Roner hergestellt. Er hat einen Alkoholgehalt von 44 % vol.
Der Gin verarbeitet heimische in Handarbeit gepflückte Zirbenzapfen. Diese sind essbar und vom insbesondere in Südtirol gerne getrunkenen Zirbenschnaps bekannt. Nach drei Jahren haben sie den idealen Reifegrad, um in einer kleinen Brennblase separat zu einer Essenz destilliert zu werden.
Diese Essenz wird schließlich durch mediterrane, alpine Kräuter und Blüten, wie Schafgarbe und Veilchen, sowie frische Limetten ergänzt und zu einem Gin gebrannt.
Sowohl in der Nase als auch am Gaumen ist der Gin leicht blumig und geradezu parfümiert. Leicht mentholige Noten der Zirbenzapfen werden durch einen leicht sauer-süßlichen Limettengeschmack umspielt. Der Wacholder tritt in den Hintergrund. Stattdessen liegt eine leichte Nadelholznote über den anderen Aromen. Der Z44 harmoniert gut in Drinks mit Zitrone (bspw. einem Gin Silver Fizz) oder in einem Gin and Tonic mit Thomas Henry Tonic.
Der Flaschenpreis liegt bei ca. 55 Euro für die 700 ml Flasche. Ein augenscheinlich stolzer Preis, auf den Liter gerechnet jedoch ähnlich wie andere Gins.
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#3 August Gin
#3: Das Holz – der August Gin
Der August Gin aus Augsburg wird von dem noch jungen Unternehmen Spin & Gin destilliert und hat einen Alkoholgehalt von 43 % vol.
Bei dem Gin handelt es sich dem Brennverfahren nach um einen London Dry Gin. Wacholder, Schlehe, Koriander, Angelika, Orange, Kardamom, Zimt und Muskat werden hier zusammen zu einem Gin destilliert.
Die Einzigartigkeit des August Gin macht das anschließende Auslassen des Gins über die Holzspäne (Perkolation) der Zirbelkiefer aus. Das Holz der Zirbenkiefer ist aufgrund seiner sauberen Struktur und seines intensiven Duftes in der Möbelindustrie und bei Kissenfüllungen beliebt. Beim August Gin nimmt der Gin durch das Durchfließen der Holzspäne das wunderbare Holzaroma auf.
Diese feinen Holznoten sind leicht süßlich in der Nase wahrzunehmen. Sie unterstützen die ansonsten kräftige Wacholdernote. Noch intensiver ist die Zirbelkiefer dann am Gaumen, besonders in der Kombination mit einem Tonic (bspw. Fever-Tree Mediterranean Tonic Water). Ein wunderbar intensiver, anregender und so noch nicht in einem Gin dagewesener Geschmack!
Übrigens haben sich die Macher des August Gin für die Zirbelkiefer als Zutat entschieden, weil das Stadtwappen von Augsburg einen Zapfen der Zirbelkiefer ziert, die für Fruchtbarkeit und Wachstum der Stadt stehen soll.
Der August Gin wird in einer 700 ml Flasche zu einem Preis von ca. 30 Euro verkauft.