Ein fertiger Gin muss einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 % vol. haben, wobei die meisten abgefüllten Gins schon aus geschmacklichen Gründen eher einen Alkoholgehalt zwischen 40 und 47 % vol. anstreben. Der in diesem Bereich liegende Alkoholgehalt von Spirituosen wird auch als „Trinkstärke“ bezeichnet, wogegen ein Alkoholgehalt ab ca. 60 % vol. mit den Begriffen „Navy Strength“ für Gin oder auch „Fassstärke“ für Whisk(e)y deklariert wird.
Gin ist ein mit Wacholder und anderen Botanicals aromatisierter Neutralalkohol. Nach einer erneuten Destillation im Zuge der Aromatisierung (zumindest im Falle eines „Distilled Gin“) hat der fertig gebrannte Gin zunächst einen Alkoholgehalt von bis zu ca. 85 % vol., so dass er vor der Abfüllung in die Flasche auf Trinkstärke heruntergesetzt werden muss. Dies geschieht mit Wasser, einer damit sehr wichtigen, aber oft vergessenen Zutat für Gin.
Wasser in der Gin-Produktion
Übrigens kommt das Wasser auch oft schon während der Mazeration zur Aromatisierung des Neutralalkoholes zu diesem hinzu. Bei einem Ansatz mit dem reinen hochprozentigen Neutralalkohol werden auch Aromen von Fremdkörpern (bspw. Blätter, Stiele oder Kerne) sowie Fehler (bspw. schimmelige oder faulige Botanicals) stärker aufgenommen. Das sollte natürlich vermieden werden.
Die Anforderungen an Wasser zum Herabsetzen auf Trinkstärke sind allgemein so zu beschreiben: Erstens muss es geruchs- und geschmacksneutral sein, damit der Charakter des Destillats nicht beeinflusst wird. Zweitens muss es möglichst weich sein, darf also nur möglichst wenige Härtebildner wie Calcium oder Magnesium beinhalten, da diese das Destillat trüben können.
Prinzipiell ist bei der hiesigen Wasserqualität einfaches Leitungswasser verwendbar. Damit die Geruchs- und Geschmacksneutralität gewährleistet ist, muss auch besonders auf die Lagerung und den Transport geachtet werden. So können bspw. Plastikkanister einen negativen Einfluss auf den Wassergeschmack haben. Leitungswasser ist auch nur verwendbar, wenn es einen Härtegrad unter 4 °dH (deutscher Härtegrad) hat, also sehr weich ist. Dafür muss es unter Umständen enthärtet werden, bspw. über eine Destillation oder Ionenaustauscher.
Häufiger kommt jedoch regionales oder spezielles Quellwasser zum Einsatz, weil es sich auf die Qualität des Gins positiv auswirkt. Üblicherweise sind eine natürliche intensive Filterung und der besonders niedrige Härtegrad von Quellwasser die Quelle der Qualität beim Herabsetzen des Gins mit diesem. Natürlich spielt manchmal aber auch das Marketing eine Rolle, weil die Angaben zu besonderem Wasser auf der Flasche und in Informationsmaterialien auch Interesse am Gin schüren.
Herabsetzen auf Trinkstärke
Neben dem Wasser braucht man für die Herabsetzung von Destillaten eine Mischungstabelle und ein geeichtes Alkoholometer zur Überprüfung des Alkoholgehaltes. Die Tabelle gibt bei bekanntem Alkoholgehalt des fertig gebrannten Gins die notwendige Menge an Wasser an, die zum Herabsetzen auf einen gewünschten Alkoholgehalt notwendig ist (bei gleicher Temperatur von Alkohol und Wasser). Diese Tabelle ist wegen der sog. Volumenkontraktion notwendig, denn beim Vermischen von Wasser und Alkohol ist das Volumen dieser Mischung geringer als die Summe beider Einzelvolumen. So werden bspw. zum Herabsetzen von 100 Litern eines Destillates mit 80 % vol. auf 40 % vol. knapp 104 Liter Wasser benötigt.
Neben Geschmacksfehlern durch falsches Wasser (z.B. fahler oder muffiger Geschmack) sind Trübungen ein häufiger Fehler, der durch falsches Wasser versursacht wird. Um Trübungen zu vermeiden, wird auf jeden Fall der fertig gebrannte Gin langsam und vorsichtig in das Wasser gegeben. Zusätzlich zum Wasser selbst kann auch der fertig gebrannte Gin gut filtriert werden, um bspw. Trübstoffe oder auch etherische Öle herauszufiltern, die beim Vermengen mit Wasser Schlieren bilden. Allerdings sieht man von diesem Schritt der Filtration in den meisten Fällen ab, da auch der Geschmack leidet. Oberste Priorität hat daher die Qualität des Wassers, welches zum Herabsetzen ausgewählt wird. Gerade ein geringer Härtegrad ist wichtig, damit sich kein Bodensatz oder weiße Flocken im fertigen abgefüllten Gin bilden.
Tastingbox: Wasser im Gin
Unsere Gin-Box im Juni 2016 mit dem Motto „Wasser als Quelle der Qualität“ widmet dem Wasser als wichtigem Bestandteil des Gins. Ausgewählt haben wir drei Gins, deren besonders hohe Wasserqualität und einzigartige Wasserherkunft für einen milden und sanften Charakter sowie eine interessante Geschichte sorgen.
#1: Rein gefiltertes Wasser – der Gilpin’s Westmorland Extra Dry Gin
Für den englischen Gilpin’s Westmorland Extra Dry Gin mit einem Alkoholgehalt von 47 % vol. wird Wasser aus der Holy Well Quelle in Cartmel im englischen Lake District verwendet. Es wurde über Jahre in natürlicher Weise durch Kalkstein und Heidetorf gefiltert. Das reine und feine Wasser macht den Gilpin’s besonders sanft.
Der Gilpin‘s Gin ist ein fünffach destillierter London Dry Gin und in dieser Tradition sehr trocken aber zusätzlich kräuterig im Geschmack. Neben Wacholder beinhaltet er nämlich auch Koriander, Angelikawurzel, Salbei und Borretsch. Gerade letztere beide Zutaten sind gegenüber den alten Gin-Rezepten außergewöhnlich. Außerdem hat er eine ganz dezente Zitrussüße durch Bitterorangen, Zitronen und Limetten.
Wegen seiner Trockenheit eignet sich der Gilpin’s besonders gut im Martini. Der Gin wird in einer 700ml Flasche zu einem Preis von ca. 34 Euro verkauft.
#2: Samtweiches Wasser – der Arctic Velvet Gin
Der ebenfalls fünffach gebrannte Arctic Velvet Gin mit einem Alkoholgehalt von 40 % vol. nutzt ebenso Quellwasser zum Herabsetzen auf Trinkstärke. Dieses kommt allerdings aus Grönland! Das dortige Wasser bietet hervorragende Eigenschaften für die Verwendung in Spirituosen: Das Wasser ist über 2.000 Jahre alt und durch vulkanisches Gestein besonders rein gefiltert. Der pH-Wert ist recht hoch und basisch, der Härtegrad liegt mit unter 1 °dH im besonders niedrigen Bereich. Das Wasser ist somit besonders rein und samtweich im Geschmack.
Der Arctic Velvet Gin ist ein klassischer aromatischer Gin. Neben Wacholder kommen klassische Gin-Gewürze wie Koriander, Kreuzkümmel und Muskatnuss zum Einsatz, wobei aber der Wacholdergeschmack deutlich duftend hervortritt. Am besten kommt er im puren Genuss rüber – bei der Verkostung sollte man einmal auf dem Gin kauen, dann hat man das beste Erlebnis des samtweichen Mundgefühls!
Der Gin stammt aus der Schweiz. Der Flaschenpreis liegt bei ca. 39,94 Euro für die 700ml Flasche.
#3: Mildes Wasser – der Martin Miller’s Gin
Der Martin Miller’s Gin mit einem Alkoholgehalt von 40 % vol. wird in England gebrannt und orientiert sich an einem klassischen London Dry Gin hinsichtlich des Geschmacks und der Trockenheit. Da er aber zwei getrennte Destillationen für die Zutaten nutzt (eine für Wacholder und erdige Botanicals, die anderer für die Zitrusbotanicals), darf er nicht als ein solcher deklariert werden.
Der Gin ist im Geschmack deutlich zitrusbetont und weist eine exotische Zutat auf: Die Gurke. Noch vor dem Hendrick’s Gin, der für sein Gurkenaroma weltberühmt und dafür verantwortlich ist, das viele ihren Gin & Tonic nur mit Gurke trinken, hat der Martin Miller’s diese Zutat verarbeitet.
Für das Herabsetzen auf Trinkstärke wird der Gin von England nach Island verschifft! Das dortige Quellwasser ist besonders rein und mild und ergibt ein cremig-weiches Mundgefühl.
Der Gin wird in einer 700ml Flasche zu einem Preis von ca. 28 Euro verkauft. Für uns einer der Gins auf dem Markt mit einem überragenden Preis-Leistungs-Verhältnis!
Drei Gins, eine Box: Die „Wasser als Quelle der Qualität“ Gin-Box
Gebrüder Gin Abo BoxAlle drei Gins weisen durch das verwendete Wasser zum Herabsetzen auf Trinkstärke ein sehr sanftes und mildes Mundgefühl auf. Am besten probiert man alle drei Gins nebeneinander und versucht den unterschiedlichen Einfluss des Wassers (neben den Botanicals…) heraus zu schmecken. Wie hoch ist der Alkoholgehalt bei euren favorisierten Gins und wisst ihr, mit welchem Wasser diese auf Trinkstärke gebracht werden? Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen, gerne über die Social Media Kanäle von GINspiration und Gebrüder Gin. Cheers!