Nachdem wir im ersten Teil unserer Serie „Gin-Tasting selbst organisieren“ schon auf Reihenfolge und die Auswahl der Gins eingegangen sind, widmen wir uns im zweiten Teil der Serie jetzt der Verkostung selbst. Also wie verkostet man einen Gin?
Vorbereitung
Bevor wir auf die einzelnen Schritte eingehen, vielleicht einmal eine kleine Liste an Punkten, die man nicht vergessen sollte:
- Gins rechtzeitig kaufen / bestellen
- Gläser (Grappagläser oder kleine Whiskey-Schwenker)
- ausreichend Wasser zum Ausspülen und auf der Spur bleiben
- Separates Wasserglas
- Weißbrot zum Neutralisieren
- Tasting-Notes und Impression-Cards drucken
Worte finden: die GINspiration Impression Card hilft.
Oft fehlen einem in den einzelnen Schritten die Worte. Deshalb haben wir ein kleines A5-Sheet vorbereitet, das kostenlos zum Download bereit steht (siehe Bild links). Darauf findet man passende Ausdrücke, Eindrücke und wichtige Botanicals, die dabei helfen sollen, die richtigen Worte zu finden. Wir nennen das jetzt einfach mal die GINspiration Impression Card, die man hier kostenlos als PDF herunterladen kann. Einfach immer 2 auf eine Seite drucken und die Vorbereitung sind fertig.
Worte merken: Tasting Sheet & Tasting Notes zum Download
Die richtigen Worte finden ist das eine, aber erinnert man sich nach dem dritten Gin noch an Beschreibungen wie „Am Gaumen entwickeln sich feine Zitrusaromen von Orangenschalen, die mit der dominanten Wacholder sehr gut harmonieren, während sich am Gaumen bereits andere Aromen einstellen….“. Mitschreiben und Eindrücke notieren könnte helfen. Und es hilft tatsächlich. Vor allem bei der Entscheidung, welcher Gins als nächstes die eigene Bar schmeckt, oder bei der Entscheidung, nach welchem Gin einem denn heute ist. Entsprechend ist das Tasting-Sheet von GINspiration in die einzelnen Schritte der Verkostung (siehe unten) eingeteilt, kann auf A3 gedruckt werden und passt so perfekt als Tischunterlage für die Gäste. Alternativ gerne eine Nummer kleiner auf A5 drucken, das passt genauso. Derzeit gibt es 2 unterschiedliche Vorlagen:
- Tasting Sheet-Vorlage mit Gins aus dem Freiburger Gin-Tasting (Mai 2014) (als PDF downloaden)
- Vorlage zum Gin selbst eintragen (PDF)
Die Verkostung des Gins
Wenn die Vorbereitungen getroffen sind, dann kann man mit dem ersten Gin in die Verkostung einsteigen. Wir empfehlen immer 2cl ins Glas zufüllen. Das kommt einem, je nach Anzahl der Gins, vielleicht etwas viel vor, aber man braucht einfach eine gewisse Menge im Mund, damit sich der Geschmack voll entfalten kann. Und um sich einen zweiten Eindruck von einem Gin zu machen, denn bei zweiten Hinsehen erkennt man meistens auch noch einmal mehr. Gerade bei einer vielfältigen Spirituose wie dem Gin gibt es eben viel zu entdecken.
Jetzt erst einmal die Schritte im Überblick, bevor wir auf die einzelnen Schritte eingehen:
- Das Auge spielt mit
- Riechen: die Nase
- Erster Eindruck
- Gaumen
- Abgang
Gucken
Was bei Wein Usos ist und auch bei Whiskey durchaus interessant und der Anfang des Zelebrierens des Genusses: Man hält das Glas ins Licht (oder die strahlende Sonne), die Vorfreude baut sich langsam auf und man entdeckt verschiedene Farbnuancen. Das ist beim Gin zugegeben etwas langweilig. Gin ist klar. Und da gibt es auch nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel nehmen verschiedene Reserve-Gins die Farbe des Fasses an, der Saffron Gin aus Frankreich die Farbe des Safrans und der Ungava Gin aus Kanada schimmert gelb. Was man allerdings erkennen kann ist eine Art Konsistenz des Gins – klar: flüssig: aber der eine Gin ist „cremiger“ als der andere. Aber hier unterschiede zu erkennen ist nicht zu einfach.
Nase / Riechen
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder den Zinken ins / über Glas halten, oder mit Riechstreifen. Riechstreifen haben den Vorteil, dass sich der Alkohol verflüchtigen kann und dann die einzelnen Aromen bei einigen Gins besser hervorkommen. Die Streifen kann man selbst basteln, alles was man braucht ist neutrales Papier, das etwas stärker ist. Oder man geht in die Drogerie des Vertrauens, stört sich nicht am Logo und hat etwas weniger Arbeit.
Erster Eindruck, Gaumen, Abgang
Gin ist eine der vielfältigsten Spirituosen, die es überhaupt gibt. Die Kunst besteht nicht darin, einen Gin zu destillieren, der nur eine Geschmacksnuance hat, sondern einen Gin, der mit den verschiedenen Aromen spielt. Einen gut gemachten Gin kann man also in drei Bereiche aufteilen, bei denen ganz unterschiedliche Eindrücke die Hauptrolle spielen können.
Der erste Eindruck beschreibt die Aromen, die hervorkommen, wenn der Gin das erste Mal die Zunge berührt. Floral?, Zitrusaromen?, Welche Rolle spielt die Wacholder? sind Fragen, an denen man sich orientieren kann.
Danach machen sich die verschiedenen Aromen quasi im Mund breit. Man erkennt hier oft noch einmal andere Aromen, als beim ersten Eindruck, die etwas Zeit brauchen um tatsächlich hervor zu kommen.
Nach 2-3 Sekunden haben sich diese beiden Eindrücke dann häufig verflüchtigt, man schluckt den Gins und bekommt eine dritte Vorstellung des Gins: der Abgang. Dieser kann variieren von nur kurz anhaltend bis lange anhaltend und oft erkennt man noch einmal ganz neue Aromen im Gin.
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