Der Silver Raspberry Gin Fizz oder welchen Drink serviere ich Leuten, die „irgendwie schon Gin mögen“?
Sicherlich kennen die meisten folgende oder zumindest eine ähnliche Situation: Man hat Gäste in den eigenen vier Wänden und möchte ihnen natürlich einen schönen Drink kredenzen, der nach Möglichkeit auf gewisse Weise Eindruck macht, ihren Geschmack trifft und im besten Fall sie sogar wirklich für die Thematik der Cocktails begeistert. Aber – oh weh – der Gast weiß eigentlich nichts über Cocktails, kennt im Zweifel zwar ein bis zwei Spirituosen, die ihm schmecken, aber im Grunde läuft es auf ein Ratespielchen hinaus, bei dem man als Gastgeber hofft, einen halbwegs passablen Treffer zu landen. Was für Barpersonal eine alltägliche – wenn auch ebenfalls nicht immer leichte – Situation ist, stellt für den Hobbybartender zu Hause eben doch meist eine gewisse Herausforderung dar.
Für zu viele Leute sind Cocktails halt noch immer irgendwelche bunten Obstschalen mit Schirmchen und Drumherum. Zugegeben, das ist jetzt vielleicht etwas sehr düster gezeichnet, aber zumindest hat die Renaissance der Barkultur in der Breite längst nicht das geschafft, was dank massenmedialer Unterstützung in Sachen Kochkultur seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre in Deutschland geleistet wurde: Während inzwischen in zahlreichen Küchen mit pedantischer Akribie Johann Lafers neueste Patisseriekreationen nachgemacht werden, wird als begleitender Alkohol gern entweder nach wie vor die puristische Karte gespielt oder eben eine Flasche Wein aufgemacht. Cocktails? Och nö!
Dabei wird mir jeder, der mit der Cocktailmaterie etwas tiefer vertraut ist, sicher zustimmen, dass hier ein Kleinod kulinarischer Bereicherung verborgen liegt, welches darauf wartet, auch von mehr und mehr Leuten in den eigenen vier Wänden entdeckt zu werden. Aus eben einer solchen Situation ist der heutige Cocktail entstanden, der mir einfiel, als eine Freundin zu mir sagte, sie habe neulich festgestellt, dass sie irgendwie schon Gin möge, „aber nicht so stark bitte!“
Also gut, einen Martini wollte ich ihr schon einmal nicht kredenzen und letztlich war ich mir auch nicht so wirklich sicher, was sie genau damit meinte als sie sagte, sie würde jetzt Gin mögen. Puren Gin? Aber nicht so stark? Passte nicht so ganz. Da auch noch andere Gäste da waren und neugierig auf einen Cocktail waren, entschied ich mich dazu, einen Gincocktail zu mixen, der nach Möglichkeit allen schmecken sollte. Noch dazu sollte er gewissermaßen ein Kompromiss auch an diejenigen sein, die sich unter Cocktail etwas Schaumig-Cremig-Buntes vorstellen. Und trotzdem sollte er überzeugen und zeigen, wie anders Cocktails doch auch sein können.
Kurzum: Es wurde ein Silver Raspberry Gin Fizz. Und es hat tatsächlich hervorragend funktioniert. Alle waren zufrieden. Weder wurde er als „pinkfarbener Mädchendrink“ (von Kategorien wie „Mädchendrink“ halte ich auch grundsätzlich nichts), noch als zu süß oder irgendwie langweilig wahrgenommen. Ein echter Volltreffer, den ich in ähnlichen Situationen nun immer gerne aus dem Ärmel shake. Ich habe zwei Rezeptvarianten – eine mit und eine ohne frische Himbeeren. Für letztere braucht man alternativ einen Himbeersirup, den man selbst herstellen sollte. Ganz im Notfall tut es sicher auch ein fertig gekaufter, aber so richtig empfehlen will ich das dann irgendwie doch nicht.
Rezeptvariante für den Raspberry Silver Gin Fizz mit frischen Himbeeren:
Zutaten:
- Ca. 12 Himbeeren
- 5,5 cl Eden Mill Love Gin (oder einen anderen Gin)
- 3 cl Zitronensaft
- 0,5 cl Chambord
- 2 cl Zuckersirup
- 1 Eiweiß
- Sodawasser
Zubereitung: Die Himbeeren mit dem Muddler im Shaker zerdrücken und mit den restlichen Zutaten bis auf Sodawasser kräftig auf Eis für mindestens 30 Sekunden schütteln. Anschließend doppelt ins mit Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen und vorsichtig mit Sodawasser aufgießen, so dass eine Schaumkrone entsteht.
Glas: Highball
Garnitur: Himbeere und Zitronenzeste
Rezeptvariante mit Himbeersirup
Zutaten:
- 5 cl Eden Mill Love Gin (oder einen anderen Gin)
- 3 cl Zitronensaft
- 1 cl Chambord
- 2 cl Himbeersirup (am besten selbstgemacht)
- 1 Eiweiß
- Sodawasser
Zubereitung: Alle Zutaten bis auf das Sodawasser kräftig auf Eis im Shaker schütteln (mind. 30 Sekunden) und ins mit Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen. Zuletzt mit Sodawasser aufgießen, so dass sich eine Schaumkrone bildet.
Glas: Highball
Garnitur: Himbeere und Zitronenzeste