Wie bereits in den ersten drei Teilen der Serie „Die Analogie von Äpfel und Birnen“ beschäftigen wir uns auch heute wieder mit den Unterschieden der Qualitäten zweier Gins aus einer Dachmarke. Bei einigen Produzenten wird das Destillat lediglich mit zusätzlichen Botanicals ergänzt. Andere wiederum filtrieren ihre Produkte nach einer anderen Methode. Die Unterschiede sind allerdings häufig so signifikant, dass es sich lohnt die Produkte etwas genauer zu begutachten.
Finsbury
Im Jahre 1740 wurde die Finsbury Distillery durch Joseph Bishop in London gegründet. Somit ist Finsbury nachweislich die älteste britische Gin-Marke, die noch heute hergestellt wird. Seither wird das Hochholderdestillat mit dem Namen Finsbury Distilled London Dry Gin vertrieben. Joseph Bishop kam aus einer Familie, die über Generationen im Spirituosen-Business agierten. Gute Grundvorraussetzungen für den Aufbau einer Spirituosen-Marke, wenn man bedenkt, dass man vom Wissen diverser Generationen profitieren kann. Und noch heute bewirbt sich das Unternehmen mit dem geflügeltem Wort: „Originals don´t change. – Since 1740“.
Benannt ist die Marke nach dem Londoner Stadtteil Metropolitan Borough of Finsbury, welcher heute zu dem Stadtteil Islington gehört. Im Vergleich zu vielen anderen Londoner Traditionsmarken, ist die Finsbury noch heute in London ansässig. Dieser Tage befindet sich die Marke Finsbury in Deutschland auf Platze zwei der führenden Spirituosen im Sektor Gin. Besonders im Pouring erfreut sich die Marke, dank seines ausgewogenem Preis-Leistungsverhältnis, großer Beliebtheit bei Barkeepern und Bartendern.
Das Original
Mit einem Alkoholgehalt von 37,5% Vol./Alc. siedelt sich der Finsbury London Dry Gin im untersten Segment der Mindestanforderungen für einen London Dry Gin ein. Trotzdem oder gerade deshalb ist Finsbury verhältnismäßig mild im Vergleich zu anderen Gins seiner Qualität. Die großen Stärken des Finsburys liegen jedoch tatsächlich in den Eigenschaften beim Mixen. Finsbury ist erstaunlich dominant in Cocktails, was Liebhabern guter Gin-Cocktails in die Karten spielt.
Trotz seines geringem Alkoholgehaltes kommen die Noten von Wacholder und Zitrus durch und überraschen so manchen. Sicherlich gibt es reichlich qualitativ hochwertigere Destillate auf dem Markt, betrachtet man aber den Einkaufspreis und vergleicht Finsbury mit Konkurrenzprodukten in diesem Preissegment, versteht man die Daseinsberechtigung dieses Produktes. Wenn wir mal ehrlich sind, würden wir uns an der Bar nicht für einen Gin entscheiden, welcher 40€ aufwärts im Einkauf kostet, um einen, sagen wir mal Long Island Ice Tea zuzubereiten. – (Worst Case Szenario)
Finsbury ist ein solider Gin das genau das abliefert, was man von ihm erwartet. Meiner Meinung nach hat dieser Gin leider einen negativen Beigeschmack aus psychologischer Sicht. Das Flaschendesign erinnert einfach zu sehr an günstige Eigenmarken aus Supermärkten und Discountern. Daher assoziiert man das gelbe Etikett direkt mit einer minderwertigeren Qualität. Verkostet man Finsbury jedoch blind, erkennt man schnell, dass dieses Produkt sich durchaus sehen lassen kann.
Die Planinum Variante
Genau wie sein kleiner Bruder wird der Finsbury Platinum nach dem aufwändigen Single Batch Verfahren hergestellt. Signifikantester Unterschied ist jedoch der Alkoholgehalt, der beim Finsbury Platinum stolze 47% Vol./Alc. beträgt. Damit hat Finsbury seine beiden Produkte zum einen im Obersten und zum anderen im Untersten Segment der zugelassenen Grenzwerte eines London Dry Gin angesiedelt.
Zudem wird die qualitativ hochwertigere Ausgabe des Finsburys insgesamt 6-fach destilliert, wodurch er besonders weich werden soll. Außerdem wird für die Herstellung des Alkohols eine erlesene Auswahl der Getreidesorte getroffen. Nach eigenen Angaben wird für den Finsbury Platinum eine Auswahl an feinsten Kräutern und exotischen Früchten getroffen um den unvergleichlichen Geschmack zu produzieren.
Finsbury Platinum ist ein guter Gin. Die floralen Noten kommen in der Nase super durch und auch mit dominanten, säurehaltigen Fillern schmeckt man Wacholder und Citrus-Aromen aus dem Drink heraus. Das Flaschendesign macht auch im Vergleich zum Original schon deutlich mehr her.
Fazit
Der Finsbury London Dry Gin und der Finsbury Platinum sind zwei Gins völlig unterschiedlicher Qualitäten. Beide Produkte sind in ihrem Qualitäts-Segment recht günstig. Während Das Original seinen Platz hauptsächlich fürs Pouring in Bars und Clubs findet, stellt sich die Platinum-Variante zusätzlich in den Mixology-Bars auf. Durch den unterschiedlichen Alkoholgehalt, welcher nicht selten den Verwendungszweck an der Bar definiert, werden diese beiden Qualitäten sich wohl kaum in die Quere kommen. Beide Produkte haben auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient und besetzen ihren zweiten Platz in der Bundesrepublik nicht zu Unrecht.