Den letzten Jahreswechsel haben wir mit einem dazu passenden Cocktailklassiker begossen: Der Champagnercocktail French 75 kombiniert prickelnd-leichten Champagner mit den würzig-bittersüßen Noten des Wacholders. Dieser Gin-Champagner-Mix schmeckt sehr elegant. Er hat allerdings auch eine solche Durchschlagskraft, dass er nach einer französischen Kanone aus dem Ersten Weltkrieg benannt wurde, die für eben diese berüchtigt war. Ein perfekter Drink (nicht nur) zur Silvesterfeier!
In dem French 75 harmonieren Gin und Champagner ganz wunderbar miteinander. Auch andere weinbasierte Spirituosen, wie Port, Sherry oder Kräuterweine, insbesondere der Wermut, lassen sich sehr gut mit Gin kombinieren. Zahlreiche Cocktailkreationen in den Bars dieser (Trink-)Welt belegen dies, weit über den Martini hinaus. Bei diesen Cocktails verbinden sich die Gin- und Weinaromen erst im Shaker, Rührglas oder im Glas des Gastes. Außerdem handelt es sich bei Champagnern oder weinbasierten Spirituosen um veredelte bzw. aufgespritete Weine. Wir haben uns aber gefragt, welchen Einfluss der Wein und sein Ausgangsprodukt – die Trauben vom Rebstock – auf Gin nehmen können. Und zwar nicht erst im Cocktail, sondern schon während der verschiedenen Produktionsstufen der Gin-Herstellung. Welche unterschiedlichen Geschmäcker sind zu erwarten?
Bereits im Jahr 2013 sorgte vor allem ein Gin mit Weinbezug für Furore auf dem deutschen Gin-Markt: Der Ferdinand’s Saar Dry Gin verzückte Gin- wie Wein-Liebhaber gleichermaßen mit einer Riesling-Infusion. Bei diesem Gin kommt nach der Destillation noch ein kleiner Anteil Wein hinzu. Ausgehend von dieser Vermählung von grundsätzlich fertigem Gin mit fertigem Wein wollten wir Gins finden, die ebenfalls dem Einfluss des Weins unterliegen, aber auch in anderen Produktionsstufen. Gefunden und ausgewählt haben wir für unsere Gin-Box im Mai 2016 mit dem Motto „Die ‚Gin im Wein‘ Auslese“ drei Gins, die den vielseitigen Einsatz des Weins respektive seiner Ausgangs- und Beistoffe bei der Gin-Herstellung zeigen: Als Rohstoff beim Brennen des Grunddestillates, als Botanical bei der Mazeration oder als Wein zur Infusion des Gins vor der Destillation.
#1: Trauben als Rohstoff für das Grunddestillat – der BCN Gin
Zu Beginn jeden Gins steht ein typischerweise neutraler Alkohol als Grunddestillat. Denn bei Gin, so wissen wir es aus der EU-Spirituosenverordnung, handelt es sich um eine „Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs […] mit Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) gewonnen wird.“
Bereits in unserem letzten Blogbeitrag haben wir den Rohstoff für das Grunddestillat thematisiert. Bei der Gin-Herstellung wird üblicherweise ein Agraralkohol aus Getreide, insbesondere Weizen, verwendet. Für ein besonderes Geschmacksprofil werden auch andere Rohstoffe, wie Kartoffeln oder auch Trauben, genutzt. Das Grunddestillat soll also gerade nicht hundertprozentig neutral sein, sondern geschmackliche Eigenschaften dieser Rohstoffe aufweisen.
Für den BCN Gin mit einem Alkoholgehalt von 40 % vol. wird ein Grunddestillat aus Trauben genutzt. Der Gin entstammt dem Weinbaugebiet Priorat in Katalonien, Spanien. Es ist berühmt für seine erstklassigen kräftig-alkoholstarken Weine. Aus den dortigen Trauben wird das Grunddestillat für den BCN Gin gewonnen. Genauer werden die Trester, d.h. die Traubenrückstände beim Keltern des Weines, in einer Arnold Holstein Destillieranlage gebrannt. Das Destillat soll so die typischen Aromen und die Intensität der dortigen Weine widerspiegeln. Wacholder, Rosmarin, Fenchel, Zitronen, Kiefer und vor allem Feige kommen als Botanicals hinzu. Der BCN Gin ist frisch, floral und mediterran. Besonders die mineralische Süße, die einem beim Öffnen der Flasche in die Nase steigt, ist auch durch das Traubendestillat geprägt und einzigartig.
Das Motto des BCN Gin ist „Destilliert im Priorat – genossen in Barcelona“. Das Weinbaugebiet Priorat liegt in Katalonien, dessen Hauptstadt Barcelona ist. Der BCN Gin ist eine echte Hommage an die Stadt Barcelona: BCN ist der IATA-Code zur Abkürzung des Flughafens Barcelonas und eine generell gern verwendete Kurzform für die Stadt. Nicht nur im Namen, sondern auch im Markenlogo, ist die Stadt verewigt: Das dort verwendete Muster findet sich auf den Pflastersteinen in den Straßen der Stadt.
Der BCN Gin wurde von Stefan Lismond kreiert. In Deutschland wird er von Invisus Wines vertrieben. Der Gin wird in einer 700ml Flasche zu einem Preis von ca. 40 Euro verkauft.
#2: Die Weinblüte als Botanical bei der Mazeration – der G’Vine Nouaison Gin de France
Der G’Vine Nouaison Gin de France mit einem Alkoholgehalt von 43,9 % vol. basiert ebenfalls auf einem Destillat aus Trauben. Bei diesem französischen Gin wird die Rebsorte Ugni Blanc zu einem Grunddestillat gebrannt. Der Flaschenpreis liegt bei ca. 33 Euro für die 700ml Flasche.
Zusätzlich zum Traubendestillat weist der Gin einen weiteren Einfluss des Weins bzw. cialis4saleonline-rxstore.com des Rebstockes auf. In der Produktionsstufe der Mazeration der Botanicals, bei der die Aromen der Botanicals in das Destillat übergehen, werden auch grüne Weinblüten des Rebstockes als Botanical verwendet. Während insgesamt acht Botanicals (darunter Wacholder, Muskatnuss, Ingwer, Zitrone, Koriander und Cassia-Rinde) gemeinsam in dem Grunddestillat mazerieren, werden die grünen Weinblüten separat mazeriert. Beide Mazerate werden erneut destilliert und erst danach für den fertigen Gin vereint sowie auf Trinkstärke herabgesetzt.
Der G’Vine Nouaison ist rundum komplex und würzig. Das Grunddestillat aus Trauben bringt eine Schärfe in den Gin, die besonders bei der puren Verkostung herauskommt. Die Weinblüten als Botanical erzeugen eine sehr leichte florale Note, die eher in einem Gin & Tonic zu schmecken ist. Mit dem Begriff „Nouaison“ bezeichnet man in Frankreich die Zeit im Juni nach der Blüte der Weinpflanzen, in der dann die Weintrauben entstehen. Diese Zeit soll im Geschmack des Gins abgebildet sein. Der G‘Vine Nouaison hat noch einen Bruder, den G‘Vine Floraison, der die Blütezeit im Geschmack einfangen soll. Bei ihm ergeben die Weinblüten ein wesentlich stärkeres, fast parfümiert-florales Aroma. Da die anderen beiden Gins in unserer Gin-Box schon süßlich-frisch sind, haben wir uns hier für einen etwas kräftigeren Gegenpart in Form des Nouaison entschieden.
#3: Der Wein zur Infusion des Gins – der Muscatel Distilled Gin
Pascal Hedrich, Inhaber des Mainzer Nachtclubs 50 Grad, gründete gemeinsam mit drei weiteren Freunden die DRAGON, HEDRICH, REITZ & TWARDOKUS GBR, um neben einem Wodka (Markenname: Harald Schatz) auch einen eigenen handgemachten Gin zu kreieren. Namensgeber des daraus entsprungenen Muscatel Gin mit einem Alkoholgehalt von 44 % vol. ist die Weißwein-Rebsorte Gelber Muskateller, denn eine Wein-Infusion noch vor der Destillation komplettiert den Geschmack des Gins.
Die regional- als auch familiär-bedingte Weinaffinität führten zu der Idee, gelben Muskateller-Wein in den Gin zu infundieren. Die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ist auch als Weinhauptstadt bekannt, in der Institutionen wie das Deutsche Weininstitut (DWI) oder der Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ihren Sitz haben. Außerdem sind Vater und Großvater zweier Teammitglieder Weinhändler.
Der Gin wird in einer Destille in der Mainzer Region hergestellt. Insgesamt werden vier einzelne Mazerationen gemacht, die auch einzeln destilliert und erst im Anschluss zum fertigen Gin geblendet werden. Wacholderbeeren, Orangenschalen und Gelber Muskateller werden alle drei je für sich einzeln mazeriert und destilliert. Die Wein-Infusion findet also über eine Mazeration statt. Beim Wein hat man sich für den Gelben Muskateller des Weinguts Jung Undenheim entschieden. Der Wein an sich ist feinherb, schön traubig und fein ausbalanciert. Alle weiteren neun Botanicals werden gemeinsam mazeriert und destilliert. Danach kommen alle vier Destillate filtriert und auf Trinkstärke heruntergesetzt zum finalen Gin zusammen.
Das Destillat des Gelben Muskateller bringt mit seiner Aromavielfalt und süßen Fruchtigkeit eine blumige und weiche Note in den Muscatel Gin und ergänzt so den ansonsten präsenten Wacholder und die markante Orangennote des Gins.
Der Gin wird in einer 700ml Flasche zu einem Preis von ca. 40 Euro verkauft. In das Unternehmen ist mittlerweile auch der Moderator und Schauspieler Joko Winterscheidt als Investor eingestiegen, der mit folgenden Worten zitiert wird. „Das ist unfassbar gutes Zeug. Da ich ein riesen Gin-Freund bin und Pascal einfach ein geiler Typ ist, bin ich da mit eingestiegen.“ Wir schließen uns dem Urteil definitiv an!
Drei Gins, eine Box: Die ‚Wein im Gin‘ Auslese
Ob als Rohstoff für das Grunddestillat, als Botanical bei der Mazeration oder zur Infusion: Der Wein kann den Gin in allen Produktionsstufen geschmacklich prägen. Und das als Weinstockblüte, Traube oder fertiger Wein an sich. Alle drei vorgestellten Gins kann man mit dem verkosten.
Wenn du nun noch unsere kleine Entdeckungstour zum ‚Wein im Gin‘ von Anfang an durchlaufen möchtest, dann ist hier das Rezept für den French 75 Cocktail:
Du benötigest folgende Zutaten:
- 4cl Gin (z.B. Tanqueray Malacca; bei einem etwas stärkeren Gin wie Beefeater 24 oder Tanqueray Ten reichen 3cl Gin aus)
- 2cl Zitronensaft
- 1,5cl Zuckersirup
- 6cl Champagner
Für den Zuckersirup einfach Puderzucker mit heißem Wasser im Verhältnis 2:1 aufgießen. Den Zitronensaft frisch pressen und sieben. Beides gemeinsam mit Gin in einen Shaker mit viel Eis geben und kräftig schütteln. Anschließend ins vorgekühlte Champagner-Glas abseihen. Langsam mit Champagner aufgießen und mit einer Zitronenzeste garnieren. Cheers!