Der Gin erhielt seinen Namen in England. Englische Soldaten, welche ab Mitte des 16. Jahrhunderts gemeinsam mit den Niederländern im Spanisch-Niederländischen Krieg kämpften, lernten einen niederländischen Wacholderschnaps kennen und lieben und nahmen diesen mit in die Heimat auf die britischen Inseln. Dieser Wacholderschnaps ist in den Niederlanden bzw. Belgien noch heute als Genever bekannt. Sein Name wurde von den Briten kurzerhand von Genever in Gin gekürzt. Aber nicht nur der Name war neu, auch die Brenntechniken bzw. Herstellmethoden änderten sich und es entstanden neue Kategorien wie der Old Tom Gin, der Distilled Gin oder der London Dry Gin. Heutzutage werden in der ganzen Welt großartige Gins nach diesen Kategorien hergestellt.
Die Geschichten der heutigen Gin-Produkte führen letztlich zurück zu den Niederlanden und England als die beiden Ursprungs- und Mutterländer des Gins. Jedenfalls die Kurzgeschichten über die Namensherkunft des Gins. Aber Spirituosen mit Wacholder haben auch in vielen anderen Ländern eine lange Tradition. So auch in Deutschland, wo insbesondere im westfälischen und ostfriesischen Raum eine jahrhundertalte Wacholderschnaps-Tradition besteht.
Wacholderschnaps Tradition in Deutschland
Die „Spirituosen mit Wacholder“ sind eine eigene Spirituosenkategorie in der EU-Spirituosenverordnung und eine Art Überkategorie zu Gin, denn die Anforderungen sind ein wenig lockerer als bei Gin. So muss der Mindestalkoholgehalt bei nur 30 %vol. statt 37,5 %vol. liegen. Außerdem dürfen verschiedene Gattungen von Wacholder verwendet werden (neben dem Gemeinen Wacholder auch der Zedern-Wacholder).
Es gibt in Deutschland durch die EU-Spirituosenverordnung geschützte geografische Angaben bei der Erzeugung von Wacholderschnaps, wie bspw. bei dem Steinhäger, der seinen Namen der Gemeinde Steinhagen in Ostwestfalen verdankt. Dort begannen Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Brennereien diese mit Wacholder aromatisierte Spirituose herzustellen und in den charakteristischen länglichen braunen Steinzeug Krügen zu verkaufen. Sogar im Wappen von Steinhagen ist der Wacholder verewigt. Von den gut 20 lokalen Brennereien sind allerdings nur noch drei übrig geblieben. Neben Fürstenhöfer und Schlichte ist das König mit einem besonders bekannten Vertreter des Steinhägers, dem sog. Schinkenhäger, der aufgrund des Flaschenmotivs mit einem Schinken diese Bezeichnung erhalten hat.
Herstellung von Steinhäger & Wacholderbränden
Nicht nur beim geografisch geschützten Steinhäger, sondern allgemein bei Wacholderbränden auch aus anderen deutsche Regionen, wird ein Teil des Erzeugnisses tatsächlich aus Wacholderbeeren destilliert. Entweder werden Wacholderbeeren leicht zerquetscht bzw. gemahlen, mit Alkohol überzogen und danach gebrannt oder es wird eine vergorene Wacholderbeermaische gebrannt (es entsteht der sog. Wacholderlutter). Anschließend wird aus diesen Destillaten unter Zugabe von Sprit oder Getreidedestillat der Feinbrand destilliert.
Wacholderbrände erhalten durch das beschriebene Brennverfahren eine besonders intensive Wacholdernote. Gegenüber dem Gin und insbesondere modernen Interpretationen des Gins ist ein Wacholderbrand sehr deutlich und geradlinig mit einem puren Wacholdergeschmack. Typischerweise wird ein Wacholderbrand in Deutschland pur genossen: entweder aus der eisgekühlten Flasche im Schnapsglas oder in einem kleinen Tumbler auf Eis serviert.
Tasting Box „Wacholder pur“
Für unsere Gin-Box im Juli 2016 mit dem Motto „Wacholder pur“ haben wir in Anlehnung an die alte Wachholderbrennerei-Tradition in Deutschland drei deutsche Gins ausgesucht, die den puren Wacholdergeschmack in Szene setzen: Sowohl als traditioneller Wacholderbrand, als Gin, der aus Wacholdern destilliert wurde, oder als Gin, der für den puren Trinkgenuss konzipiert wurde.
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Eversbusch Doppelwacholder
#1: Der Traditions-Wacholderbrand – der Eversbusch Doppelwachholder
Der Eversbusch Doppelwachholder mit einem Alkoholgehalt von 46 % vol. ist ein klassischer Wacholderbrand. Er entsteht im westfälischen Hagen, genauer im Stadtteil Haspe, welcher früher ein eigener Ort war. Dort wurde im Jahr 1780 das Unternehmen ursprünglich als Bäckerei, in der aber auch Korn gebrannt wurde, gegründet. Im Jahr 1817 entstand daraus die heutige Wacholderbrennerei, die noch immer ein Familienbetrieb ist.
Sehr beeindruckend: Seit 1817 wird der Doppelwachholder nach der alten und unveränderten Rezeptur in cialis online prescription australia derselben Destillierblase hergestellt! Für den Eversbusch werden seit jeher Wacholderbeeren aus der Toskana verwendet. Sie werden mit Roggenfeindestillat überzogen und anschließend im kupfernen Destillierapparat von 1817 in mehreren Brennvorgängen destilliert.
Abgefüllt wird der Doppelwachholder in traditionelle Steinzeug Krüge, die ab ca. 1900 eingeführt wurden, als in privaten Haushalten Kühl- und Eisschränke aufkamen. So konnte man auch im eigenen Haus einen gekühlten Doppelwachholder genießen. Wer sich über das zweite „h“ im Wort Doppelwachholder auf der Flasche wundert – denn Wacholder schreibt man ja eigentlich mit einem „h“: Trotz verschiedener Rechtschreibreformen über die letzten hunderte Jahre hat die Familie dieses nie aus dem Wort gestrichen.
Der Eversbusch schmeckt intensiv und würzig nach Wacholder mit dezent floraler Note. Leicht gekühlt ist sein Geschmack etwas harmonischer als bei Zimmertemperatur, bei der eine deutliche Schärfe mitspielt. Der Eversbusch wird in verschiedenen Flaschengrößen bzw. Krug-Größen verkauft, üblicherweise zu einem Literpreis von ca. 25 Euro.
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rude Gin
#2: Aus Wacholder destilliert – der rude Gin
In Anlehnung an die Tradition des Wacholderbrandes wird der rude Gin mit seinem Alkoholgehalt von 45 % vol. aus Wacholder destilliert. Das ist auf dem deutschen Gin-Markt ziemlich außergewöhnlich! Dadurch erhält der rude Gin ein komplexes, tiefes und vollmundiges Wacholderaroma. Wie aber für einen typischen Gin üblich, kommen weitere Botanicals zur Aromatisierung hinzu. Der Gin wird mit zwölf weiteren Zutaten verfeinert, wobei vor allem Zitrusfrüchte zum Einsatz kommen, so dass der Gin eine leichte fruchtig-frische Note erhält, die aber sehr subtil ist.
Der rude Gin trinkt sich wie sein historisches Vorbild, der Wacholderbrand, sehr gut pur, da er trotz seines starken Wacholdergeschmacks gleichzeitig einen milden Abgang aufweist. Seine eigentliche Stärke, die weit tragende Wacholdernote, kommt allerdings besonders beim Mischen zur Geltung: Der Wacholder ist sehr präsent und kann es gut mit bspw. einem Tonic Water aufnehmen.
Der Gin stammt aus Düsseldorf und wurde vom Rechtsanwalt Bastian Meyenburg erdacht und gemeinsam mit dem erfahrenen Edelbrand-Spezialisten Thomas Sippel entwickelt und umgesetzt. Der Flaschenpreis liegt bei ca. 40 Euro für die 700ml Flasche.
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naked GiN
#3: Für den puren Genuss – der naked GiN
Der in Handarbeit gefertigte naked GiN mit einem Alkoholgehalt von 42 % vol. ist ein Gin, „den man nackt aber auch pur trinken kann“, so der Hersteller. Er orientiert sich damit am typischen Trinkgenuss eines Wacholderbrandes – pur und auf Eis. Mit seiner Auswahl an Botanicals gleicht er wiederum einem modernen Gin: Er enthält neben Wacholder noch Lavendel, Schlehen, Ingwer und Pfeffer.
Der verwendete Wacholder kommt aus Italien uns ist deutlich größer und kräftiger im Geschmack als andere Wacholdersorten. Somit weist der Gin einen intensiven Wacholdergeschmack auf, der durch seine weiteren Botanicals leicht umspielt wird. Besonders der Lavendel ist in der Nase deutlich wahrnehmbar. Die Schlehe kommt erst im Mund dazu, Pfeffer und Ingwer sorgen für einen würzig-scharfen Abgang. Die Trinkempfehlung lautet pur auf Eis garniert mit einem frischen Rosmarinzweig.
Sehr gelungen ist auch das Flaschendesign des Gins. Das geradlinige Layout wird durch liebevolle Details ergänzt. So zeigt ein kleines Siegel den Kopf des Gründers, eine kleine Kordel schmückt den Flaschenhals. Übrigens: Jeder Batch ist nach einer schwedischen Gemeinde benannt, da der Gründer eine Passion für das Land hat. Es werden immer 290 Flaschen pro Batch abgefüllt.
Hinter dem naked GiN steht die Bonner Manufaktur, die von Daniel Wartacz gegründet wurde. Der Gin wird in einer 500ml Flasche zu einem Preis von ca. 60 Euro verkauft!
Drei Gins, eine Box: Die „Wacholder pur“ Gin-Box
Alle drei Gins spiegeln die Tradition des Wacholderbrandes wider. Der Eversbusch ist mit seiner Destillation aus Wacholder und dem Fokus auf einen intensiven Wacholdergeschmack ein traditioneller Wacholderbrand, der mit seinem hohen Alkoholgehalt jedoch Richtung Spirituosenkategorie Gin geht. Der rude Gin ist einer der wenigen Gins auf dem Markt, der tatsächlich aus Wacholder destilliert wird und damit dem Wacholderbrand alle Ehre macht. Der naked GiN ist nach den Botanicals ein echter Gin, in Anlehnung an den typischen Trinkstil des Wacholderbrandes aber ausdrücklich zum puren Genuss konzipiert. Jeweils eine wahre Ode an den Wacholder. Cheers!