Gleich mehrere Gins des selben Herstellers findet man in zahlreichen Rückbuffets der Bars. Gleiches gilt für zahlreiche Online Shops und den Einzelhandel. Zweifellos bestehe zwischen den Produkten qualitative Unterschiede. Wie die meisten Bartender, greife ich für meine Drinks nicht nach der Flasche, die eine höhere Qualität verspricht, sondern nach der, die für die jeweiligen Anwendungszwecke am besten geeignet ist. In dieser Serie stellen wir die Unterschiede einiger Marken und Ihrer verschiedenen Gins vor. Und beleuchten, welche Version des Gins für welchen Anwendungszeck geeignet ist.
Beefeater Gin & Beefeater 24
Wie bereits im ersten Teil dieser Serie beschrieben, möchten wir an dieser Stelle die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen den Produkten beleuchten, welche ihren Weg aus demselben Haus zu uns gefunden haben. Dafür widmen wir uns dieses Mal dem allseits präsenten Beefeater und seinem Pendant auf dem Prestige-Sektor, Beefeater 24.
Im Herzen der Stadt
Beefeater, benannt nach den Torwächtern des London Towers, präsentiert sich mit stolzgeschwellter Brust als absolutes Traditionsunternehmen, welches seit dem frühen 19. Jahrhundert für die Erzeugung von Spirituosen maßgebend ist. Das Logo auf der Flasche des Beefeaters wird unterzeichnet von dem Schriftzug: „destilled in the heart of the city“ also „destilliert im Herzen der Stadt“. Und dies ist nicht nur als romantischer Slogan zu verstehen. Tatsächlich befindet sich die Destille von Beefeater direkt im Kern der englischen Mega-Metropole. Während der Beefeater uns relativ viele Informationen auf dem ersten Blick gibt, hält sich der Beefeater 24 da etwas zurück. Zu entnehmen sind lediglich die Infos: „24“ und „London Dry Gin“. Aber was hat es damit auf sich?
Auf den ersten Blick
Der erste Check verrät, dass der 2009 gelaunchte Beefeater 24, im Vergleich zu seinem kleinen Bruder, an 2%vol. einbüßen musste und somit auf einen Alkoholgehalt von 45% vol. kommt. Die Klassifikation London Dry Gin, welche sowohl der Beefeater als auch der Beefeater 24 tragen, bedeutet dass sich beide Gins an internationale Richtwerte halten, welche unter anderem das Herstellungsverfahren, die Spanne des Alkoholgehaltes und die Toleranz des Restzuckergehaltes vorgeben. Interessanter sind hier erstmal die Angaben auf dem Beefeater 24. Die 24 steht nämlich nicht für die Quantität an Botanicals, sondern für die vierundzwanzig stündige Gleichmäßigkeit des Mazerations-Prozesses.
Nicht alles was drin steckt, ist was man im Gin schmeckt.
Der Beefeater kommt mit dezenten 9 verschiedenen Botanicals aus, welche unter anderem aus Mandeln, Zitrone und Koriandersamen bestehen. Klingt nicht sonderlich unnachahmlich, ist es auch nicht. Die Zusammenstellung gilt für heutige Verhältnisse als eher „altbewährt“ und nicht besonders originell. Was aber nicht ins Gewicht fallen soll, da es sich ja um ein Traditionsunternehmen handelt. Den Anschluss an die moderne Barkultur hat Beefeater mit ihrem Beefeater 24 bekommen wollen. Zu den neun altbewährten Botanicals, welche wir unlängst vom kleinen Bruder kennen, gesellen sich jetzt nämlich noch chinesischer grüner Tee, japanischer Sencha-Tee und Grapefruit. In der Nase sind die zusätzlichen Botanicals noch vergleichsweise interessant aber im Mund wird einem jäh klar, dass die Milchmädchenrechnung mit außergewöhnlichen Botanicals definitiv nicht immer aufgehen muss. Ganz im Gegenteil.
Fazit
Der Sieger bei diesem Familien-Duell ist für mich klipp und klar der Beefeater. In Relation zu der Erwartungshaltung in seinem Preissegment liefert er einfach viel mehr ab und überzeugt im Vergleich zum Beefeater 24 auch noch im Mund mit ausgewogenen Nuancen. Auch die Variationen mit Fever-Tree und Thomas Henry passen beim preiswerterem Produkt eher. Mir kommt es irgendwie so vor, als gäbe es noch kein Tonic-Water auf dem europäischen Markt, welches dem Beefeater 24 den Karren aus dem Dreck zieht.
Für meinen persönlichen Geschmack wurden in den letzten Jahren allerdings sowohl der Beefeater als auch der Beefeater 24 von der Konkurrenz gnadenlos zum Zuschauen verurteilt. Wenig innovatives Marketing taten da ihr übriges. Wer allerdings dennoch ein Produkt aus dem Hause Beefeater im Rückbuffet stehen haben möchte, kann ruhigen Gewissens zur preiswerteren Variante greifen.
In diesem Sinne, Cheers