Ginrezepte basieren ursprünglich auf einem neutralen Trinkalkohol, Wacholder, Zitrusschalen und verschiedenen Gewürzen. Und klassisch ist der dominante Geschmack die Wacholdernote. Doch davon haben sich Markt und Gin-Genießer schon lange verabschiedet. Immer mehr ungewöhnliche Zutaten, sogenannte Botanicals, wandern in die Ginrezepte. Und Gin wird dadurch in immer neue Richtungen gedehnt. Vom „abgefahrenen afrikanischen Baum“, bis zu Ameisen, oder eben Himbeeraromen, Blaubeeren und Brombeeren direkt im Gin.
Passen Gin & Beeren überhaupt zusammen?
Auch wenn man Himbeeren jetzt nicht als Zutat in klassischen Ginrezepten findet, so verbindet sich die Frucht sehr gut mit typischen Ginaromen. Wer dazu auf der Suche nach Orientierung ist, dem hilft unser Beitrag zum Foodpairing mit Gin. Alle anderen lassen sich sicher mit dem Cocktailrezept für den Raspberry Thyme Smash überzeugen. Gin trifft Himbeeren und Kräuter in einem tollen Cocktail.
Aber auch mit dem Bramble merkt man schnell, dass auch bei klassischen Gin-Cocktails die Brombeeren eine besondere Rolle spielen. Und auch Blaubeeren passen geschmacklich gut zum Gin. Hier empfehlen wir das Rezept für den Blueberry Buck.
Das Duell
Bei über 4.500 Gins, die es mittlerweile gibt, ist es nicht ungewöhnlich, dass es mehr als einen Gin gibt, bei dem Beeren die dominante Rolle spielt. Der bekanntere der beiden Gins ist sicherlich der Brockmans Gin aus London. Bei diesem spielen Brombeeren und Blaubeeren die Hauptrolle. Der Herausforderer ist der Rubus Gin mit deutlichen Himbeernoten. Ein Projekte von Alexander Mayer (One Trick Pony Freiburg), Leopold Langer (Schwarz-Weiss Bar Ludwigsburg) und dem Brenner Florian Faude vom Kaiserstuhl.
Brockmans Intensly Smooth Premium Gin
Der erste Kandidat im Tasting ist der Brockmans Gin aus London. Der englische Gin ist seit 2008 auf dem Markt und wirbt mit dem Slogan “Like no other”. Damit ist der Gin einer der ersten Gins in der Gattung „New Western Dry Gin“, also Gins, bei denen Wacholder geschmacklich nicht mehr die Hauptrolle spielt.
Das merkt man schnell an der Liste der Zutaten: Wacholder, Angelikawurzel, Koriander und Zitrusschalen sind noch Klassiker, dann aber eben auch Blaubeeren und Brombeeren, die den Unterschied machen sollen.
Die Flasche ist im Gin-Regal nicht zu übersehen. In einem tiefen schwarz gehalten, mit zahlreichen Verzierungen, steht vor allem der Name im Vordergrund. Mit 0,7l Inhalt wird die Flasche dabei auf jeden Fall mit gewollten Premium-Image gerecht. Zugegeben, wenn jemand „Premium Gin“ auf die Flasche schreibt, dann sind wir immer erst einmal sehr skeptisch, was den Inhalt angeht ;)
Test des Brockmans Gin
In der Nase ist der Gin angenehm weich. Die fruchtigen Aromen der Beeren spielen die Hauptrolle, dazu gesellen sich Zitrusnoten. Am Gaumen bestätigt sich dieser Eindruck, die Beeren spielen die Hauptrolle und versüßen einem den Abgang. Das Motto „Like no other“ ist damit geschmacklich unbedingt getroffen. Auffällig genauso der weiche Eindruck des Brockmans. Dieser entsteht aus zwei Gründen: zum einen den dominanten Fruchtnoten, zum anderen durch den relativ geringen Alkoholgehalt (40 %Vol.). Schönes fruchtiges Aroma, das sicherlich einen breiten Geschmack trifft.
Tasting Note
Trotzdem muss man feststellen, dass die Beeren einen unnatürlichen, chemischen Eindruck erwecken. Das Aroma erinnert an Brause und entspricht nicht den Noten, die man in Süddeutschland bei einem gut gemachten Obstgeist oder -brand erwartet. Deshalb würden wir dem Gin geschmacklich nicht das Prädikat „Premium“ verleihen wollen.
Aromaprofil des Brockmans Gin:
Welches Tonic passt zum Brockmans Gin
Der Gin bringt fruchtige Aromen in den Gin & Tonic. Eine Kombinationen mit einem klassischen Tonic, wie dem Indian von Schweppes, oder dem Thomas Henry passt gut. Genauso interessant ist die Kombination mit Kräutern in einem mediterranen Tonic. Ein Dry Tonic beißt sich geschmacklich hingegen. Die Vielschichtigkeit des Gins geht verloren. Auch ein fruchtiges Tonic wie Elderflower, Cherry Blossom oder Orangenblüten wäre nicht unsere Empfehlung.
Rubus Gin
Der Rubus Gin gehört zu den jüngeren Gin-Projekten: seit 2016 kann man den Gin verkosten. „Rubus“ ist eine Bezeichnung für die Gattung der Rosengewächse. Und dazu gehören die besonderen Botanicals im Gin: die Himbeere. Gebrannt wird der Gin von Florian Faude vom Kaiserstuhl. Cocktailenthusiasten kennen ihn unter anderem für seinen Rote Beete Geist. Aber auch die anderen Destillate sind bei Cocktailwettbewerben, wie dem „Made in GSA“ vom Barmagazin Mixology, immer in spannenden Kreationen mit dabei.
Neben der Himbeere, als besonderes Botanical, findet man klassische Vertreter wie Wacholder, Koriandersamen, Orangen- und Grapefruitschalen, Kardamom und Lavendel. Insgesamt wurde der Gin aus 10 Botanicals gebrannt und bringt 43% Vol. in die Flasche.
Die durchsichtige Apothekerflasche ist zurückhaltend, auf dem Etikett sind verschiedene Botanicals als Zeichnung abgebildet. Die Vorderseite schmückt nur der Name des Gins. Ein harmonischer und runter Auftritt.
Rubus Gin im Test
In der Nase ist auch der Rubus Gin angenehm weich. Man erkennt die Himbeere leicht, das Destillat ist aber komplexer. Frische, natürliche Zitrusnoten strömen einem entgegen. Am Gaumen genauso ein herrlicher Eindruck: eine natürliche Himbeernote, die an einen komplexen Himbeerbrand erinnert – gepaart mit typischen Ginnoten und einem kleinen Hauch Wacholder. Das gefällt, bis in den Abgang hinein.
Tasting Note
Ein komplexer Gin, mit einen feinen, natürlichen Himbeernote. So geht New Western Dry Gin.
Aromaprofil des Rubus Gins
Passende Tonics
Zu Beginn des Duells wurden schon verschiedene Cocktails vorgestellt, die Beeren und Gin verbinden. Daran kann man sich auch bei einem passenden Gin & Tonic orientieren. Klassische Tonics passen gut, mediterrane Tonics sind wirklich spannend. Uns wurde zugetragen, dass auch Elderflower Tonic sehr gut passen soll, von anderen, die an Limonade erinnern, würden wir aber die Finger lassen. Ein Dry Tonic macht ebenfalls in dieser Kombination viel kaputt.
Was den Unterschied ausmacht
Das Duell zwischen Rubus Gin und dem Brockmans Intensly Smooth Premium Gin hat einen ganz klaren Gewinner: Rubus Gin. Das Aroma ist natürlich und trotz ungewöhnlicher Botanicals merkt man, dass man noch Gin trinkt. Ein Eindruck, der bei vielen Gins im Stile der „New Western Dry Gins“ verloren gegangen ist. Viele Neuentwicklungen schmecken eher nach aromatisiertem Wodka statt einem komplexen Gin. Ein Grund, warum solche Gins kein besonderes Interesse mehr bei uns wecken konnten.
Doch das Projekt „Rubus Gin“ von Alexander Mayer, Leopold Langer und Florian Faude macht uns wieder Lust auf gut gemachte Gins mit ungewöhnlichen Botanicals. Danke!