Eigentlich dachten wir, die Gin-Welle neigt sich dem Ende. Vielmehr gab es jede Woche ein neues Tonic Water zu entdecken. Aromatisiert mit Gurken, oder Rosmarin, oder Thymian, oder …. Doch offensichtlich war es nur die Ruhe vor dem nahenden Sommer. Mittlerweile begrüßen wir in der „Redaktion“ jede Woche wieder 2-3 neue Gins. Doch bei ca. 1.800 Gins weltweit ist es schwierig wirklich noch interessante neue Gins zu entdecken.
Was an neuen Gins noch Interesse weckt
Dabei ist „interessant“ natürlich vor allem Geschmacksache. Bei GINspiration tummeln sich vor allem Genießer der klassischen Ginsorten. Da trifft die hundertste Sorte Gin aromatisiert mit dem zweihundertsten abgefahren Baum als Botanical nur noch auf bedingtes Interesse. Spannender ist eher die Wiederbelebung des Cordial Gins von Sipmith’s oder Hayman’s. Oder auch die Idee hinter „By the Dutch“ aus den Niederlanden.
Die Wiederentdeckung niederländischer Spirituosen
By the Dutch hat sich zum Ziel gesetzt, alte niederländische Spirituosen wieder mit Leben zu füllen und die Herstellung und Geschichte hinter den einzelnen Spirituosen zu erklären. Zuerst ist dabei ein „Old Genver“ entstanden. Der Vorläufer des Gins besteht aus Gin mit einer Zugabe eines Maltwines. Wer dabei an einen Whisky denkt liegt genau richtig. Maltwine besteht in diesem Genever aus Roggen, gemälzter Gerste und Mais. Den Unterschied zwischen Gin und Genever kann man hier noch einmal nachlesen.
Das zweite Produkt, das die niederländischen Traditionen aufgreifen soll, ist der Batavia Arrack. Ein Rum aus Indonesien. Dazu muss man wissen, dass Indonesien eine alte niederländische Kolonie ist. Eine Idee, die auch hinter Bobby’s Schiedam Dry Gin steckt.
Vom Genever zum Gin
Und jetzt eben ein Dry Gin, um die Geschichte des Genevers weiterzuerzählen. Denn Gin ist ein Nachfahre des Genevers. Geschichte in Kürze: England und die Niederlande kämpfen zusammen gegen das katholische Spanien – England trinkt Genever. Als die Briten aber in 1689 unabhängig vom Import von Alkohol werden wollten, wusste man nicht wie man Genever herstellt. Deshalb hat man dann Old Tom Gin (gesüßter Gin) selbst hergestellt. Daraus sind die Ginsorten entstanden, die wir heute trinken.
Leihbrennerei und Agentur-Gins?
In Anlehnung an diese Geschichte hat man einen klassischen Dry Gin herstellen lassen, von der Herman Jansen Destillery. Die Herman Jansen Destillery, ein traditionelles Geneverhaus, steckt tatsächlich hinter zahlreichen Gins, die wir bisher schätzen gelernt haben. Unter anderem dem Bobby’s Schiedam Dry Gin und dem Sir Edmond Gin. Genauso macht das Familienunternehmen, das seit etwa 1777 Genever herstellt, aber auch in anderen Spirituosen, wie verschiedenen Tee-Likören.
Was als „Leihbrennerei“ üblich ist, das wird auch gerne als „Agentur-Gin“ bezeichnet. Dahinter versteht man umtriebige Marketingmenschen, die versuchen den ein oder anderen schnellen Euro zu machen. Keine Ahnung von Gin, aber eben vom Vertrieb.
By the Dutch Dry Gin
Bei „By the Dutch“ hingegen unterstellen wir die ernsthafte Beschäftigung mit niederländischer Tradition. Die Gestaltung der Flaschen ist textlastig. Erklärt wird der Ursprung des Gins und die Verbindung zur holländischen Tradition, die Herstellung und wie Gin eigentlich entsteht. Ein Beitrag zur Aufklärungsarbeit und weg vom „blinden Gin & Tonic-Konsum“. Eine schöne Idee wie wir finden.
Verkostet man den Gin pur, so fällt in der Nase das weiche Aroma auf. Ein Hauch Maltwine (wie etwa beim VL92 Gin) ist dabei unverkennbar. Dazu gesellt sich ein leichtes Zimtaroma. Am Gaumen bleiben die weichen Eindrücke erhalten. Die Frische aus Zitronen, die Schärfe aus Zimt und Muskatnuss – die Noten harmonieren. Genau dieser Eindruck bleibt einem auch als Abgang erhalten.
Sucht man nach einem Gin für Liebhaber ist man bei „By the Dutch“ sehr gut aufgehoben. Die Aromen zeigen, wo Gin geschmacklich herkommt. Wer einen klassischen Old Tom Gin zu schätzen weiß, der sollte sich auch an die Kombination mit Maltwine auch einmal heranwagen.