Etabliert sich mit Pink Gin gerade etwa gerade wieder eine neue Gin-Sorte in der Hausbar? Entdeckte man die ersten Gins dieser Sorte ca. 2017 in den Regalen, kommt man jetzt kaum noch daran vorbei. Dass Gin auch eine Farbe haben kann, das haben wir in unserem Blogbeitrag zu farbigen Gins schon kommentiert. Begeistert waren wir von den bunten Vertretern nur bedingt. Trotzdem haben wir uns aus der Deckung gewagt und verschiedenen Pink Gins eine Chance gegeben.
Pink Gin als offizielle Ginsorte?
Vorneweg: Pink Gin ist keine offizielle Sorte wie etwa London Dry Gin oder Dry Gin. Die offiziellen Sorten sind in der EU Spirituosenverordnung geregelt und beschreiben vor allem die Art der Herstellung (Artikel: Der Unterschied zwischen den Ginsorten). Die Bezeichnung „Pink Gin“ beschreibt vor allem Farbe und Inhaltsstoffe. So werden von den Herstellern die Gins entweder mit Beeren versetzt (zum Beispiel Erdbeeren oder Himbeeren) oder es werden dem Gin nach der Destillation einfach Farbstoffe zugesetzt.
Die Idee Gin im Nachhinein mit Beeren zu versetzen ist nicht neu. Bei der englischen Traditionssorte „Sloe Gin“ etwa wird der fertig destillierte Gin mit Beeren versetzt. Der Alkohol entzieht den Beeren dann Farbe und Aromen. Vergleicht man zum Beispiel den Rubus Gin mit dem Brockman’s so merkt man schnell, dass es hier deutliche Qualitätsunterschiede gibt.
Wo der Name herkommt
Pink Gin steht eigentlich für den „Pink Gin Cocktail“, der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt wurde. Die Zubereitung ist denkbar einfach: Plymouth Gin wird mit einigen Tropfen Angostura Bitters versetzt und dann mit einer Zitrone garniert. Manchmal wird er noch mit etwas Wasser aufgegossen. Durch den Zusatz des Bitters verändert der Cocktail die Farbe und der Name war geboren. So einfach die Zubereitung auch ist, so hart ist der Drink auch. Eigentlich besteht er einfach nur aus Gin.
Die Herkunft ist umstritten. Man geht davon aus, dass der Cocktail eine Erfindung britischer Seefahrer ist. Der Plymouth Gin war einigen Mitgliedern der Royal Navy zu süß und wurde deshalb durch einen Bitter ergänzt. So konnte man den Gin in eine klassische Richtung drücken. Und wie es mit den meisten Spirituosen nun mal so ist, so wurde der Drink häufig als Medizin verwendet, bevor er später in die Bars Einzug gehalten hat.
Pink Gins im Vergleich
Dieser Artikel hat es bereits angesprochen, wir haben mit Gin in allen Farben nicht die besten Erfahrungen gemacht. Oft wird die Farbe benutzt um einen – maximal durchschnittlichen – Gin überteuert unters Volk zu bringen. Und warum sollte ein Gin die Farbe wechseln, oder überhaupt giftgrün sein? Trotzdem wollten wir uns ein Urteil bilden und haben deshalb vier unterschiedliche Pink Gins probiert:
Gordon’s Premium Pink Distilled Gin
Der Traditionshersteller Gordon’s war einer der ersten Hersteller, der 2017 einen Pink Gin auf den Markt gebracht hat. Die Inspiration dafür kommt wohl aus Spanien. Dort trinkt man nicht einfach einen Gin & Tonic, sondern man verziert diesen mit diversen Botanicals im Coppa-Glas. Da die Gewürze und Früchte bei dieser Darbietung im Gin eingelegt sind, entzieht dieser die Farbe. Deshalb kommt der Gin & Tonic dort oft in diversen Farben daher.
Der Pink Gin von Gordon’s basiert auf einem klassischen Gin Rezept aus Wacholder, Koriander und Angelikawurzel. Dieser wird dann im Nachgang mit Erdbeeren, Himbeeren und roten Johannisbeeren versetzt.
Mombasa Club Strawberry Edition
Unser Test beginnt mit einem spanischen Gin, der in der 0,7l-Flasche knapp 40,- € kostet. Unter dem Namen Mombasa Club gibt es bereits einen Gin, der schön mit Zitrusnoten spielt und im Test einen guten Eindruck gemacht hat. Dieser Gin ist die Grundlage für die „Strawberry Edition“, bei der der Gin mit Erdbeeren und einigen weiteren Zutaten versetzt wird.
In der Nase hat der Gin eine deutliche, natürliche Erdbeernote. Diese wird dann aber schnell von einer leichten Alkoholnote eingeholt, trotz seiner vergleichsweise geringen 37,5%Vol. Der erste Schluck ist eine Geschmacksexplosion, leider nicht im positiven Sinne: eine jetzt künstliche Erdbeernote mischt sich mit Zitrus und etwas Koriander. Einen Abgang hat der Gin quasi nicht. Eigentlich ein übles Urteil, aber der Gin wurde sicher nicht für den Purgenuss gemacht. Trotzdem darf man zu diesem Preis mehr erwarten.
Im Gin & Tonic mit einem klassischen Tonic Water hat man in der Nase wieder eine etwas chemische Erdbeernote. Aber geschmacklich funktioniert der Gin gut: zuerst eine leichte Erdbeernote, ohne zu aufdringlich zu sein. Dann setzt sich im Abgang das bittere Tonic Water durch. Eine Kombination die nicht begeistert, aber die Idee funktioniert an sich. Mehr als einen davon kann man wahrscheinlich nicht trinken. Und der Preis passt einfach nicht so recht.
Larios Rosé Gin
Larios aus Spanien ist mit seinem mediterranen Gin im unteren Preissegment angesiedelt. Heißt konkret: die Flasche mit 0,7l ist für ca. 14,- € zu haben. Dafür bekommt man einen Gin mit zurückhaltenden 37,5 %Vol. Dafür bezeichnet man ihn auf der eigenen Website als Premium Gin und die Flasche ist geprägt vom Schriftzug „fines quality“. Wir sind gespannt…
Die Idee ist die Gleiche wie beim Mombasa Club: der fertige Gin wird mit Erdbeer(aromen) versetzt. Die Bezeichnung Rosé klingt für einen Weinliebhaber also erst einmal vielversprechend, spielt aber nur auf die zugesetzten Farbstoffe an.
In der Nase hat der Larios Rosé Gin eine runde Erdbeernote, ganz ohne alkoholischen Beigeschmack. Im Geschmackstest dann eine Mischung aus Brausepulver und zu vielen Gewürzen. Im Gin & Tonic macht sich der Gin deutlich besser: eine leichte Erdbeernote, die jetzt deutlich natürlicher wirkt. Aber die bitteren Noten des Tonics beißen sich im Abgang etwas. Dennoch in diesem Preissegment als Gin & Tonic nicht verkehrt.
Beefeater Pink Gin
Die englische Traditionsmarke Beefeater gehört zu den am häufigsten gekauften Gins in Spanien. Und auch in Spanien ist Pink Gin groß im Rennen. Kein Wunder also, dass es seit 2018 auch einen Pink Gin von Beefeater gibt, der mit Erdbeeren aromatisiert wird.
Auch Beefeater ist klassischerweise im unteren Preissegment unterwegs. Und die Traditionsmarke hat mit Desmond Payne auch einen der bekanntesten und dekoriertesten britischen Brenner unter Vertrag. Auch wenn Manufakturgin immer noch etwas besonderes scheint, so lohnt sich die Lektüre unseres Artikels zu Pouring Gins und der handwerklichen Kunst, einen Gin in großer Auflage herzustellen. Hierfür wird Beefeater oft als positives Beispiel angeführt.
Beim Pink Gin darf man die Erwartungen aber nicht zu hoch schrauben: in der Nase noch eine unverkennbare Erdbeernote, aber am Gaumen pur nicht zu genießen. Aber dafür wurde der Gin auch nicht gemacht. Im Pink Gin & Tonic bleibt der Beefeater aber ebenfalls unter den Erwartungen. Die Erdbeernote erinnert an Brause und Kaugummi, das Tonic im Abgang passt ebenfalls wenig dazu. Was in Spanien sicherlich reisenden Absatz findet tut der Marke in anderen Märkten wahrscheinlich kaum gut. Die Kombination können wir nicht empfehlen.
Das Fazit zu Pink Gin
Wir haben drei unterschiedliche Marken in unterschiedlichen Preissegmenten probiert. Begeistern konnte man uns aus der Kombination aus Gin und Erdbeeren nicht: die Erdbeernoten wirken sehr oft unnatürlich und wenig elegant. Genauso macht man sich die geringere Alkoholsteuer zu nutzen und bringt einen Gin raus, den man gerade so überhaupt noch als Gin bezeichnen darf (Gin muss mindestens 37%Vol. haben).
Einzig der Gin & Tonic mit dem Larios Rosé Gin funktioniert. Andere Hersteller rufen für mäßige Produkte fast schon dreiste Preise auf. Wir halten uns auch in Zukunft lieber am Pink Gin Cocktail fest.